Orientalische Kulissen und Klänge werden die Zuschauer der Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf ab 24. Juni zwei Monate lang in das Heilige Land versetzen. Unterstützt wird ein lebendiger Eindruck durch bunte Händlerszenen oder Esel, Schafe und Hühner. Erstmals werden in diesem Jahr auch zwei Kamele das Bühnenbild bereichern.
Genüsslich knabbern Sonja und Tamara an den Blättern eines Baumes, als sie hinter der Bühne auf ihren großen Auftritt warten. Eine Bremse ärgert aber die weißhaarige Kameldame Sonja, so dass sie rückwärts ausweicht und Ina Seufert das Halfter fest in der Hand halten muss. Ihr Mann Helmut zupft sein schwarzes Tuareg-Kostüm zurecht und tätschelt dabei der ruhigen, braunhaarigen Tamara den Hals.
Das Gochsheimer Ehepaar Seufert kümmert sich für die Sömmersdorfer Passionsspiele um die beiden tierischen Neuzugänge. „Mein Vater Alfred war vor fünf Jahren der Eselführer“, erzählt Sohn Helmut, weshalb er jetzt in die Fußstapfen seines mittlerweile verstorbenen Vaters trat. Der war zwar schon 1962 von Sömmersdorf nach Sennfeld gezogen. Aber er hatte seinen Helmut als Kind immer mit zu den Passionsspielen genommen, wo er selbst lange als Hoher Priester Kajaphas auf der Bühne stand.
„Das ist einfach eine Herzenssache für mich“, erklärt der Gochsheimer Landwirt seine Mithilfe. Zumal er als Pferdehalter und –züchter sich auch gut mit großen Tieren auskennt. Deshalb nahm er den Wunsch des Passionsspielvereins und der beiden Regisseure Hermann J. Vief und Marion Beyer auf, diesmal auch echte zweihöckrige Kamele im Spiel dabei zu haben.
Über seine Züchterkontakte landete Helmut Seufert in Schwürbitz bei Michelau im Landkreis Lichtenfels. Dort hält und züchtet ein ehemaliger Schausteller diese Kamele. Für drei Monate lieh sich Seufert im Vereinsauftrag zwei Exemplare dieser Schwielensohler aus und brachte sie auf eine Weide nach Sömmersdorf. Heu, Weizenschrot und Zuckerrübenschnitzel erhalten die beiden drei- und eineinhalbjährigen Kamele als Futter. „Zum Locken habe ich immer eine Karotte in der Tasche“, grinst Seufert und zieht ein Exemplar aus seinem Tuareg-Kostüm. „Das mögen sie besonders“.
Seine beiden Kinder Naomi und Elias spielen mit Begeisterung in ihren schwarzen Kostümen als Teil der Karawane mit, die den jüdischen König Herodes auf die Bühne begleitet. Unterstützung erhält das Gochsheimer Ehepaar auch durch seine Freundin Daniela Schäfer, die als gelernte Tierpflegerin sich mit um die zwei Kameldamen kümmert.
Auch wenn die weiße Sonja ihre Lippen spitzt und Ina Seufert warnt: „Vorsicht, vielleicht spuckt sie“, sind die Tiere gelassen. Für ihren großen Auftritt traben sie gemächlich über den sogenannten Eselspfad von der Seite auf die Freilichtbühne. „Man sagt ihnen ja nach, dass sie stur sind“, sagt Helmut Seufert. „Aber bis jetzt hatten wir noch kein Problem, es klappt ganz gut“, meint er und positioniert die Tiere. Ganz ruhig stehen sie da und betrachten gelassen die farbenprächtige Herodesszene mit den Tänzerinnen.
In die zweimonatige Spielzeit der Passionsspiele fällt auch die Getreideernte für den Landwirt Seufert. Aber er versichert, dass er trotzdem mit seinen Kamelen zu den Vorstellungen kommen wird. „Die Zeit, die nehme ich mir“.
Text: Silvia Eidel, freie Journalistin