Copyright: Silvia Eidel

Das Kreuz auf der LED-Wand hinter der Heimatkapelle leuchtete. Auch die Passionsspieler in ihren Kostümen auf der Freilichtbühne Sömmersdorf sorgten für aufmerksame Blicke der Besucher und Zuschauer des Open Air-Gottesdienstes, den das ZDF am Sonntag morgen live übertrug. „Mehr als ein Spiel“ war die Messfeier überschrieben, die Domvikar Paul Weismantel zelebrierte und die die Mitfeiernden berührte.

„Genießen Sie diesen Gottesdienst unter freiem Himmel“, hatte vorher Redakteur Benjamin Krysmann den etwa 800 Menschen am Platz mitgegeben. Der Verantwortliche der KFA, der Katholischen Fernseharbeit der Deutschen Bischofskonferenz, übernahm das „Warm up“, er stimmte die Besucher vor der prächtigen Theaterkulisse des alten Jerusalem auf die ZDF-Übertragung ein. Immer lächeln, kein Kaugummi, kein Winken in die Kamera, kräftig mitsingen und die Kollekte hinterher beim Ausgang abgeben, in bar, nicht mit Karte.

Seine lockere, dann wieder ernste Art kam an, die Besucher beherzigten die Anweisungen und sangen schon im Vorfeld zu den Klängen der Heimatkapelle Sömmersdorf kräftig mit.

In der Robert-Seemann-Halle hatten unterdessen die Ministranten und der Zelebrant, Domvikar Paul Weismantel, ihre Gottesdienstgewänder angezogen. Vor dem Eingang, noch am hinteren Ende des Zuschauerplatzes, begrüßte dann der 62jährige Priester die Fernsehzuschauer und stellte ihnen den fränkischen Passionsspielort vor. Mit dem Kreuz voran zog er zur Bühne, begleitet von der Steady-Kamera, die während des Laufens die Bilder übertrug.

Dass Bilder für eine Fernsehübertragung wichtig sind, dass sie aber nicht den Inhalt des Gottesdienstes überlagern sollen, dafür sorgte Regisseur Matthias Schwab. Im Übertragungswagen am Parkplatz verfolgte er auf etlichen Bildschirmen das Geschehen, gab Anweisungen, welche der fünf Kameras welches Bild sendet.

Von den Sömmersdorfer Passionsspielern war er begeistert. „Sie sind gewöhnt, mit Regisseuren zu arbeiten“, meinte er. Daher sei alles problemlos verlaufen, die Anweisungen seien sofort befolgt worden.

Auch von der tags zuvor gedrehten und aufgezeichneten Meditationsszene, die während der Kommunionausteilung eingeblendet wurde, zeigte er sich angetan. Knapp zwei Minuten lang war – nur für die Fernsehzuschauer – die Szene zwischen Petrus und der Magd am Feuer gedreht worden, bei der Petrus seinen Herrn dreimal verleugnet. „Das war sehr professionell, unterstrich Schwab. „Dass das Laien sind, ist kaum zu glauben“, lobte er die Schauspieler Marcel Martschoke und Lisa Schneider.

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Weitere Passionsspieler sprachen das Kyrie, lasen die Lesung oder verbanden ihre Fürbitten mit ihrer Theaterrolle. Lampenfieber war dabei einigen anzumerken.

Wie sehr ein Spiel die Menschen beeinflusst, äußerte Domvikar Paul Weismantel in seiner frei gesprochenen Predigt. Das Passionsspiel konfrontiere den Menschen mit allen Fragen des Lebens: Leid, Verlust, Scheitern, Verrat. Jesu Leidensgeschichte fordere jeden heraus, den eigenen Platz in diesem Geschehen zu finden. Aber auch wenn man Zweifel habe, sei Verzweiflung nicht das letzte Wort. „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“, schloss der Priester mit Jesu Worten.

Zufrieden mit dem Ablauf zeigte sich Produktionsleiterin Silke Hart. „Es lief wunderbar“, meinte sie, auch wenn sie zwischendurch dem Priester ein Zeichen geben musste, sich mehr Zeit zu lassen. 44 Minuten und 30 Sekunden Gottesdienst waren ohne Zwischenfälle gesendet. Dann war Schluss, auch für den Zuschauer am Fernseher, auf den dann „Bares für Rares“ wartete.

 

Text: Silvia Eidel, freie Journalistin

 

 

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